Samstag, 4. August 2018

Füße

Bei der letzten Wanderung ging mir viel durch den Kopf, wie so oft in der Natur.
Zu diesem Zeitpunkt war es die Bewegung. Eigene Bewegung, auf den Füßen, mit den Beinen.
Wie viele Menschen bewegen sich auf Rädern vorwärts, motorisierten, nur oft um eben mal den 1 km oder gar noch weniger zum Bäcker oder Metzger zu bewältigen. Wenn man gesunde Füße und Beine hat, könnte man das auch laufend erledigen. So viel länger dauert es nicht, weil man keinen Parkplatz suchen muss. Zugleich tut man etwas für sich.

Der Mensch erhob sich von allen Vieren, um auf zwei Beinen die Savanne besser nach Beute und Feinden überblicken zu können. Entsprechend änderte sich der Körperbau. Alles war darauf ausgelegt, sich auf den Füßen mit den Beinen vorwärts zu bewegen. Langsam für lange Strecken, schnell zum Jagen oder flüchten. Bevor das Rad erfunden wurde, lief man.
Das Rad per se ist nicht verkehrt, kann man doch mit einem Wagen Dinge transportieren, mehr als nur tragend und weitere Strecken demzufolge und auch schwerere.
Irgendwann gab es Reittiere, die die Arbeit des Gehens abnahmen. Man kam weiter und je nach Tier auch schneller von A nach B. Alles zeigte sich in einer verarbeitbaren Zeit, für das Gehirn.

Dann kam die Motorisierung. Dampflokomotiven, Autos, Flugzeuge. Immer schneller und weiter. Und je mehr die Menschen diese, ja doch sehr hilfreichen Fortbewegungsmittel nutzten, desto weniger verwendeten sie ihre Füße und Beine.

Die Folgen, das ist meine Theorie, keine fundamentiere Beweise (nicht alles zumindest), sind Kinder mit Unruhe, Kinder mit Übergewicht. Obwohl dazu dann noch die Medien hinzugefügt werden müssen. Ein Film verläuft nie in Echtzeit. Die Protagonisten sind im Nullkommanichts von A nach B gelangt, die Jahre verstreichen zu Minuten.
Kinder werden überall hin mit dem Auto gefahren. Aus Angst, aus Bequemlichkeit, aus Zeitdruck ...

Die Folgen: Kinder lernen gar nicht mehr so richtig die wahre Geschwindigkeit kennen. Das wiederum überfordert das Gehirn und es reagiert auf die Einflüsse von außen. Schneller, schneller, mehr Distanz überwinden.
Einige Kinder entwickeln daraus eine Unruhe, andere ziehen sich in sich zurück. Aggressiv oder gleichgültig, vielfältig sind die Auswirkungen.

Aus eigener Erfahrung, die Geschwindigkeit und der Zeitdruck bringen einen Menschen dazu, sich immer zu der Motorisierung hin zu begeben, weil es Zeit spart. Auch für kurze Strecken. Der Körper wird dadurch faul, die Energie weniger und auch die Ausdauer. Eigentlich ermüdet man durch viele Faktoren und wird auch unzufriedener, ohne es vielleicht wirklich zu merken.
Bei mir waren es so viele Faktoren, bis ich einen Schlussstrich zog.
Irgendwann brauchte ich Bewegung, und zwar die mit den eigenen Beinen. Nicht mit einem Hilfsmittel (Fahrrad) und auch nicht in einem Raum, wie so viele das in einem Fitnessstudio absolvieren. Raus in die Natur, wandern, zwischendurch innehalten, die Gegend anschauen oder Tiere beobachten. Wieder eins werden mit der Natur, in der ich lebe.
Und glücklich nach Hause kommen. Etwas erlebt zu haben, in der eigenen Geschwindigkeit, mit eigener Kraft. Ein müder Körper, aber ein ausgeruhter Geist.
Deshalb nehme ich mir inzwischen immer wieder solche Auszeiten mit Wanderungen durch den Wald. Waren es anfangs kleine Touren, sind es inzwischen große bis zu 20 km. Auch im Urlaub, alleine oder mit meinem Mann.
Und wenn unsere Kinder mitgehen, merken wir, wie sich deren Laune mit dem Gehen verbessert, sie wieder ausgelassen werden.

Was sich bei mir verbessert hat, obwohl meine Wanderungen nicht regelmäßig sind, ist die Ausdauer. Ich komme nicht mehr so schnell aus der Puste, Muskelkater kenne ich von der Aktivität her nicht mehr.

Wir sollten uns alle mehr auf den eigenen Füßen bewegen. Die eigene Geschwindigkeit wahrnehmen. Bei mir ändert es leider nichts am Gewicht, aber damit kann ich leben.

Würden wir das tun, gäbe es viele Diagnosen nicht mehr in diesem Ausmaß. Zappelphilippe gab es schon seit jeher, aber nie in einem solchen Ausmaß wie heutzutage. Wir waren früher mehr draußen aktiv. Liefen weitere Strecken, wurden nicht überall hingefahren.

Ach, eigentlich kam mir dazu dann auch noch die Idee für eine Geschichte, aber die muss noch in mir reifen und vielleicht schreibe ich sie noch dieses Jahr. Fiktiv und basierend auf meinen Überlegungen.
Manchmal ist es schade, dass sich die Gedanken nicht sofort in Text verwandeln. Aber wer schleppt schon einen Laptop mit beim Wandern. Und in ein Diktiergerät zu sprechen, während man läuft, lässt einen den Zweck der Wanderung aus den Augen verlieren. So bleiben die Gedanken, die man man wahren sollte.

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